Handlich,
schnell und drahtlos: Neues Hard- und Software-Konzept für individuelle Marktforschungstechniken
Die Firma Technische Systemprogrammierung Jens Schneeweiss hat ein Konzept und Prototypen
für zwei Messtechniken der TV-Werbespot-Bewertung erstellt. Die Besonderheit an
dem Projekt für ein Marken- und Medienforschungsunternehmen ist die Lösung durch
ein Dreifach-Videostreaming auf verschiedene Displays mit individuellem Echtzeit-Einsatz
von
DirectX-Filtern.
Bild: Übersicht des Marktforschungssystems
Das neue Hard- und Software-Konzept soll bei dem Medienforschungsunternehmen zwei
technisch überholte Geräte für Testmethoden der qualitativen Marktforschung ersetzen.
Während das eine alte Gerät momentan noch über einen Schieberegler das subjektive
Erleben einer Person misst, ermittelt das andere Gerät körperliche Reaktionen durch
Messung des Hautwiderstands. Die den Testpersonen gezeigten Filme sind gleichzeitig
in einem Beobachterraum zu sehen, wo sie synchron mit den Messwerten graphisch überlagert
werden.
Aufgabe der Technischen Systemprogrammierung war es, diese bisher über einen Mixer
(Genlock) erfolgte Hardwarelösung durch eine individuelle Softwarelösung zu ersetzen.
Außerdem sollen beide Messwertermittler in einem Gehäuse zu einer Handeinheit vereint
werden und drahtlos die Daten in Echtzeit zu einem Recorder senden. Der gleichzeitige
Einsatz von bis zu 20 Handeinheiten stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.
Als Recorder fungiert ein Notebook, das gleichzeitig Ausspielgerät für die Videostreams
ist. Da im Recorder-Display künftig neben den Messwerten auch noch synchron ein
kleines Video-Fenster vorgesehen ist, muss das System drei Videostreams erzeugen,
anzeigen und zwei davon auch noch in Echtzeit mit Direct-X-Filtern bearbeiten.
Aus einem Notebook heraus werden synchrone Videostreams für drei Displays erzeugt,
wobei die Videostreams für das interne und das externen Display in Echtzeit mit
Direct-X-Filtern bearbeitet werden. Zu Testzwecken entwarf die Technische Systemprogrammierung
einen Recorder und Gerätesimulator. Für die Unterstützung der Displays wurde eine
PCMCIA-Grafikkarte von VTBook eingesetzt, die neben dem internen und dem externen
Display eines Notebooks ein zusätzliches Display (für den Probandenraum) bereitstellt.
Bild: Das schematische Softwarekonzept für den Simulator.
Für das gleichzeitige Medienstreaming (Video und Messwerte) im Beobachtungsraum
wird die Microsoft
Direct Show
Technologie eingesetzt. Das überblenden der Werte wird mit dem
Video Mixing Renderer
(VMR9) aus Direct Show erreicht. Tests des Videostreamings haben ergeben, dass die
Videos auf allen drei Displays synchron ablaufen. Dabei liegt die Prozessorauslastung
eines aktuellen Notebooks nur bei ungefähr 50 Prozent. Bei dieser Lösung können
die Entwickler von der Technischen Systemprogrammierung auf Erfahrungen in der Video-
und Digital-IO-Echtzeitvisualisierung zurückgreifen, die sie bei der Arbeit am
Multimedia-Tower
gesammelt haben.
Bild: Das schematische Softwarekonzept für den Recorder.
Auf dem Notebook laufen zwei Softwarekomponenten, die Hand in Hand arbeiten: Der
Recorder und der Analyzer. Während der Recorder dem Abspielen der Videostreams und
der Aufzeichnung und Echtzeitdarstellung der Messwerte dient, werden die Daten im
Analyzer analysiert und präsentiert. Am Recorder kann der Anwender über das interne
Display das Abspielen des Videostreams starten, anhalten oder stoppen. Die momentane
Position im Video wird über einen Zeitstempel abgefragt. Außerdem besteht die Möglichkeit,
zu prüfen, ob ein bestimmter Regler zurzeit überhaupt bedient wird. Über das Administrationsmenü
können für jeden Probanden soziodemografische Merkmale wie beispielsweise Alter,
Geschlecht oder Bildung hinzugefügt werden. Diagramme für Mittelwerte, Teilzielgruppen
oder einzelne Probanden werden individuell ausgewählt und in Echtzeit angezeigt.
Bild: Am Recorder-Display können die Medienforscher das Video starten, pausieren
oder anhalten. Eine komfortable Benutzeroberfläche ermöglicht die Auswahl von Werten,
Darstellungsparametern und einzelnen Probanden. Synchron dazu wird in einem Fenster
das ausgespielte Bild angezeigt.
Zur besseren Orientierung sind Cuemarks möglich, die dann auch zur Auswertung im
Analyzer zur Verfügung stehen. An eine vorhandene Session können weitere Sessions
angefügt und die Werte miteinbezogen werden. Mit dieser individuellen Softwarelösung
erhalten die Medienforscher ein komfortables Werkzeug, das die heutigen Anforderungen
erfüllt.
Neben den beiden Softwaremodulen (Recorder und Analyzer) und den Displays spielen
die Handeinheiten eine entscheidende Rolle. Und auch hier erweisen sich die Erfahrungen
der Technischen Systemprogrammierung in der Programmierung und der Prototyperstellung
von kleinen, tragbaren Geräten als besonders wertvoll. Herzstück der neu entwickelten
Handeinheit ist ein MSP 430 Mikrocontroller von Texas Instruments.
- Der Controller verarbeitet die Sensorwerte.
- Von dem im Controller eingebauten Quarz wird ein Zeitstempel erzeugt und an die
Gerätenummer und die Messwerte angehängt.
- Das Messen und Auswerten der Daten sowie das Erzeugen und Übertragen eines solchen
Datensatzes dauert nur 3 Millisekunden.
Bild: Entwurf einer Handeinheit, hier in einem OKW-Gehäuse dargestellt. Schieberegler,
Sensoren, Mikrokontroller, WLAN-Funkmodul, Akkus und Ladeeinheit sind integriert.
Für die Datenübertragung zum Recorder setzt die Technische Systemprogrammierung
auf ein Mini-Funkmodul auf WLAN-Basis. Es bietet ausgereiftere Protokolle und höhere
Transferraten als Bluetooth. Zusammen mit dem Mikrocontroller, dem Schieberegler
und den Sensoren zur Messung der Hautleitfähigkeit lässt es sich einfach in einem
handlichen Gehäuse integrieren. Zum Test des Übertragungsprotokolls wurde ein Prototyp
erstellt und die Kommunikation auf Windows XP mit bis zu 30 Gerätesimulatoren erfolgreich
getestet.
Nach Angaben von Modulherstellern soll über WLAN und Ethernet die Kommunikation
mehrerer hundert Geräte gleichzeitig möglich sein. Bei drei synchron laufenden Videostreams
mit individuellem Echtzeit-Einsatz von Direct-X-Filtern verringert sich die Prozessorauslastung
eines aktuellen Notebooks um die Hälfte. So bleibt auch mit dieser absolut individuellen
Lösung immer noch genug Kapazität für weitere Anwendungen.